St. Alban, Schönberg
Die Kirche St. Alban und ihre Geschichte
Erstmals wurde im Jahre 1371 der Kirchenbau in Schönberg erwähnt. Es wird angenommen, dass das Dorf ehemals auf dem Eichbühl stand, und dort die erste Schönberger Kirche errichtet wurde. In den Jahren von 1763 bis 1766 entstand ein neues Gotteshaus auf den Grundmauern des Kirchleins auf dem Eichbühl, da das kleine Gotteshaus baufällig wurde, und mit einer Höhe von 37,70 m überragte der Kirchturm die Häuser.
Die Zeit der Errichtung fiel in die Blütezeit des Hochbarock, wo die großen Meister wie Dietzenhofer, Baltasar Neumann, Asam u. a. ihre herrlichen Werke schufen. So ist es verständlich, dass diese Kirche als wertvollsten Schmuck die prächtige Stuckdecke erhielt. Bald nach der Fertigstellung kam auch der Hochaltar hinzu. Es wird angenommen, dass dies die Arbeit des Kurmainzer Künstlers und Stadtbaumeisters Schneider ist.
Den Hochaltar umschließen 4 Säulen, welche einen halbkreisförmigen Architrav tragen. Vier Helmbogen streben nach oben, einen kronenartigen Abschluss tragend. So stand das Gotteshaus, ein wohlgeformter Saalbau mit innen halbrundem Chorabschluss und den Wendeltreppen zu beiden Seiten des Eingangs durch 200 Jahre.1850 kaufte man in Finthen bei Mainz die um 1700 gebaute Orgel. Ihr Werk war klein, aber ihr barocker Prospekt eine Zierde der Kirche. Zu Weihnachten 1861 kam eine neue Glocke hinzu. 1889 wurde die Orgel durch den jungen Lehrer Ludwig Sauer erweitert und verbessert. 1908 in der Künstlerwerkstatt von Giani in Mainz 14 Kreuzwegstationen angefertigt. Durch Sammlungen und Spenden wurden die neuen Kirchenfenster gefertigt. Aus dem Besitz der Kaiserin Friedrich erhielt die Kirche den Marienaltar, der früher die Burgkapelle zierte. 1910 wurde von der Pfarrgemeinde Kronberg die Pieta erworben. Ein Kunstwerk aus Lindenholz, das dem 17. Jahrhundert zugeschrieben wird. Mit einem großen Volksfest feierte man 1896 die Weihe von 3 Glocken, zugleich erhielt der erneuerte Turm auch eine Uhr.
Nur 21 Jahre ließen die Kirchenglocken ihre eherne Stimme erschallen, denn im 1. Weltkrieg (1917) zerschlug man die beiden größten für Kriegszwecke. Zum Glück wurde das Gotteshaus beim Abwurf von Fliegerbomben nicht wesentlich beschädigt. In den Jahren der Geldentwertung wurden 2 Stahlglocken gekauft. Sie überstanden den 2. Weltkrieg, während die letzte Bronzeglocke 1942 abgeliefert werden musste. Zum 200 jährigen Kirchenjubiläum (1966) und in den Jahren 2001 - 2005 wurden große Um- und Renovierungsarbeiten durchgeführt. In diesem Zusammenhang erhielt St. Alban auch wieder wohlklingende Bronzeglocken.
Die Kirche ist dem Heiligen Alban von Mainz (geb. in Italien, gest. um das Jahr 406 in Mainz) geweiht. Der Heilige Alban war Priester, Missionar und Märtyrer. Zur Zeit des Kaisers Theodosius I. (379-395) ist Alban mit zwei Begleitern, Theonestus und Ursus, nach Mailand gekommen. Bischof Ambrosius, einer der 4 Kirchenlehrer der Westkirche, hat sie zur Missionspredigt nach Gallien entsandt. In Mainz setzten sie den vertriebenen Bischof Aureus wieder in sein Amt ein. In dieser Zeit wurde die Stadt Mainz von den Wandalen angegriffen. Auch Alban wurde von den Wandalen im Gebet überrascht, ergriffen und enthauptet. Der Legende nach habe er seinen abgeschlagenen Kopf selbst an die Stätte seines Begräbnisses getragen. Dort wurde Alban in einem Gräberfeld südlich der Stadt Mainz (heutiger Stadtpark) beigesetzt. Dies berichtet der Erzbischof von Mainz, Rabanus Maurus (783 - 856), in seinem „Martyrologium“. Ausgrabungen, die in den Jahren 1907 – 1911 in Mainz durchgeführt wurden, belegen, dass tatsächlich wie oben beschrieben, seit dem 5. Jahrhundert eine Kirche mit Friedhof auf dem Albansberg stand. Unter den freigelegten Gräbern kann auch das Grab Albans vermutet werden. Die aus dem 5. Jahrhundert stammende Kirche wurde dem Hl. Alban geweiht. Seit dem 7. Jahrhundert gehörte eine Mönchsgemeinschaft zu dieser einschiffigen Saalkirche. Der Mainzer Erzbischof Richulf (787 -813) errichtete dann eine bedeutende, dreischiffige, karolingische Klosterkirche St. Alban (Weihe 01.12.805), die - bis zum Bau des Mainzer Doms –ca. 200 Jahre lang - die größte Kirche in Mainz war. Zur Finanzierung trug auch Karl der Große bei, dessen Gemahlin Fastrada dort 794 begraben wurde, wie fast alle Mainzer Erzbischöfe des 10. Jahrhunderts.
Spätestens 813 wurde die Mönchsgemeinschaft zu einem Benediktiner-Kloster: Abtei St. Alban. Das Ansehen von St. Alban im karolingischen Reich wurde u.a. in zahlreichen Kirchen- und Reichversammlungen sichtbar. Auch die Klosterschule war sehr bekannt. Das Evangeliar aus St. Alban ist eines der Hauptwerke der ottonischen Buchmalerei.
Um 1100 wurden dem Kloster Weinberge im Rheingau geschenkt. Dort errichtete man ein neues Kloster und weihte es dem Hl. Johannes; dies ist heute unter dem Namen „Schloss Johannisberg“ weltbekannt. Hier ergibt sich eine zufällige Verbindung zu unserer Schönberger St. Alban Kirche: Im Jahr 2006 erhielten wir 3 Bronzeglocken von der mittlerweile profanisierten Klosterkirche Johannisberg. 1184 gehörten zu dem Kloster St. Alban 22 Kirchen und 2 Kapellen sowie bedeutende Güterausstattungen. 1419 erfolgte die Umwandlung der Abtei in ein Ritterstift. Im Jahr 1518 wurde dem Stift das Recht erteilt, Münzen zu prägen; den Albansgulden. Das Stift St. Alban wurde leider 1552 im Markgrafenkrieg ausgeplündert und zerstört. Nur eine Kapelle errichtete man aus den Trümmern der Kirche, die schließlich 1793 während einer Belagerung ganz zerstört wurde. Unter Napoleon wurde das Stift St. Alban 1802 förmlich aufgehoben.
Auf dem heutigen Mainzer Stadtplan würde man das Stift St. Alban innerhalb der Oberstadt auf dem Albansberg finden, die Grundmauern der Kirche fielen heute etwa mit der Straße „Auf dem Albansberg“ zusammen. Als Schutzpatron der Stadt Mainz erfährt der Heilige Alban in diesem Raum sowie in Bayern die größte Verehrung. Sein Patronatstag ist der 21. Juni. Wegen der Art seines Todes trägt der Heilige Alban in Darstellungen ein Schwert (oder Märtyrerpalme) und sein eigenes Haupt als Attribute in der Hand. In unserer Schönberger Kirche ist der Hl. Alban in einem Kirchenfenster verewigt.
Ältere Schönberger Bürger können sich noch erinnern, dass das Kirchweihfest im Oktober (nach der Ernte), in Verbindung mit volkstümlichen Vergnügungen gefeiert wurde. Nun feiern wir das Patronatsfest am Samstag in der Vorabendmesse, der auf den 21. Juni folgt.
Evelyn Hofmann und Heike Pestinger